Gewerbegebiete generieren durch Baulandbevorratung und Gewerbesteuereinnahmen Einnahmen für eine Kommune. Doch wie jeder Großhändler weiß, bringt en gros einkaufen und einzeln verkaufen den geringsten Gewinn. Viel interessanter wird der en detail Verkauf durch Schaffung eines Mehrwerts. In diesem Fall eines grünen Mehrwerts.
In den vergangenen hundert Jahren wurden Mischgebiete, in denen traditionell Wohnen und Arbeiten Tür an Tür existierten, immer stärker verdrängt und zu reinen Wohngebieten umgestaltet. Das ist keine Entwicklung der man per se nachtrauern muss, denn dadurch wurden Wohngebiete sauberer, die Belastung der Anwohner*innen geringer und nicht zuletzt die Volksgesundheit gesteigert. Arbeit wurde in Industrie- und Gewerbegebieten konzentriert. Doch diese Gebiete hatten den Charme, den man erwarten kann – sie waren in erster Linie funktional. Lösten sich solche Gebiete auf, galt die Trauer zwar den Arbeitsplätzen, nicht aber den Funktionsbauten.
Doch mit dem Verschwinden dieser Gebiete – wir kennen das in Barmstedt nur zu gut – verlor die Kommune nicht nur Einnahmen sondern auch ein Stück Attraktivität. Schließlich bedeutet jeder verlorene Arbeitsplatz für einen Arbeitnehmer*in mehr tägliches Pendeln. Für die Stadt bedeutet dies einen Schritt weiter zur Schlafstadt und letztlich zur Verödung der Stadt.
Herausforderung als Chance
Es erscheint daher durchaus vernünftig, dass Kommunen wieder verstärkt versuchen Gewerbe innerhalb ihrer Grenzen anzusiedeln. Schließlich steigert das neben den kommunalen Einnahmen auch die Attraktivität einer Kommune. Doch sowohl die Ansprüche der Bürger*innen als auch der Gewerbetreibenden sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Bürger*innen möchten nicht mehr neben lärmenden, stinkenden oder qualmenden Industriekomplexen leben. Gewerbetreibende werden nicht einen einzigen Euro mehr ausgeben, nur um in einer bestimmten Kommune ansässig zu sein.
Aufgabe der Kommune muss es also sein, einerseits für Gewerbe interessante Flächen bereit zu stellen und anderseits dafür zu sorgen, dass das angesiedelte Gewerbe durch die Bürger*innen akzeptiert wird. Ein „hier sind X Arbeitsplätze, seid zufrieden damit“ wird nicht mehr funktionieren. Gerade in dieser Herausforderung liegt jedoch auch eine Chance.
Gewerbegebiete als grüne Visitenkarte
Kommunen können ihre Gewerbegebiete als grüne Visitenkarte gestalten. Faktoren der Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das betrifft zum Beispiel den Umgang mit Regenwasser und den Klimaschutz. Nicht zuletzt werden bei der Rekrutierung von Fachkräften weiche Standortfaktoren immer wichtiger. Bei der Entwicklung von Gewerbegebieten sollten Kommunen daher zum Beispiel die Luft- und Umweltqualität beachten.
Durch eine nachhaltige Gewerbegebietsentwicklung, also Gewerbegebiete mit naturnaher Gestaltung, Dach- und Fassadenbegrünung und entsiegelten Flächen, können Gewerbe mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeitspotenziale angezogen werden. Das Image und Umfeld des Wirtschaftsstandortes, Luft- und Umweltqualität, Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sind nur einige Aspekte, die weiter an Bedeutung gewinnen werden. Sowohl für Arbeitgeber*innen zur Bindung der benötigten Fachkräfte, als auch für Arbeitnehmer*innen zur Gestaltung einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Eine Kommune tut also gut daran, sich mit diesen Faktoren auseinanderzusetzen und diese für ihre Gewerbegebiete zu analysieren und zu entwickeln. So entstehen Arbeitsplätze vor Ort in gesellschaftlich akzeptierten Unternehmen.