Lange – mehrere Jahre sogar – habe ich gezögert, einer politischen Partei beizutreten: kostet Geld, öde Parteitage, verkrustete Strukturen, Vereinsmeierei, bringt ja doch nichts … das waren meine Gedanken.
Am Jahreswechsel 2017/18 klickte ich mich dann wohl zum 17. Mal bis zum Online-Beitrittsformular der SPD. Und dieses Mal habe ich nicht weggeklickt. Dieses Mal habe ich auf „Absenden“ gedrückt. „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“ war mir als gesellschaftliches Modell noch nie genug. Also warum nicht endlich mitgestalten, statt nur am Spielfeldrand zu meckern?
Kurz nach meinem Eintritt startete der Kommunalwahlkampf in Barmstedt. Da habe ich Plakate an Laternenmasten gebunden – aber auch direkt inhaltlich mitdiskutiert. Ich wurde in Fraktionssitzungen eingeladen, konnte meine Meinung zu lokalen Themen einbringen und habe schnell gemerkt: Nicht jede meiner neuen Ideen stößt auf Begeisterung. Und das ist gut so. Gerade die Reibung macht politische Diskussion lebendig.
Ich habe erlebt, dass es einen Unterschied macht, ob man nur Kommentare auf Facebook schreibt oder ob man mit Menschen im Raum sitzt, die wirklich etwas bewegen wollen. Likes und Emojis sind schnell verteilt. Aber hier erlebe ich Zustimmung, Widerspruch und konkrete Aufgaben. Das ist manchmal unbequem, aber es fühlt sich nach echter Demokratie an.
Vom Spielfeldrand aufs Feld
Für mich war der Schritt in die SPD auch ein Schritt vom Zuschauen zum Mitspielen. Ich wollte nicht länger nur den Schiedsrichter anmeckern, sondern den Ball selbst in die Hand nehmen. Klar: Nicht jedes Tor ist meins. Aber ich weiß, dass ich mitspielen kann, dass meine Stimme zählt und dass wir als Team stärker sind. Vielleicht spielt hier auch mein beruflicher Hintergrund als Projektmanager eine Rolle: Ich weiß, dass gute Lösungen fast nie aus dem Kopf einer Einzelperson stammen. Sie entstehen in Diskussionen, durch unterschiedliche Blickwinkel – und manchmal auch durch Konflikte. Genau das finde ich in der Politik wieder.
Und wo ist die Schärfe?
Um meine Meinung in Barmstedt einzubringen, hätte es nicht zwingend die SPD sein müssen. Aber für mich ist entscheidend: Politik darf nicht beim „Mir geht’s ja gut“ stehenbleiben. Wenn es nur den meisten irgendwie ganz okay geht, reicht mir das nicht. Es muss an alle gedacht werden, damit wirklich an jede und jeden gedacht ist.
Und ja – die SPD ist vielleicht gerade nicht die hippste Partei. Aber sie ist die Partei, die für die Grundideen steht, die mich schon lange bewegen: soziale Gerechtigkeit, faire Chancen, Respekt für jede Lebensleistung, Zusammenhalt statt Ellenbogen. Das ist nicht cool im Instagram-Sinne, aber das ist scharf. Wenn ich mir etwas wünsche, dann dass wir diese Ideen noch sichtbarer machen – hier vor Ort, im Kreis, im Land und natürlich im Bund. Denn unsere Ideen haben Substanz. Und Substanz darf ruhig lauter sein.
Was mich besonders motiviert, ist die Gemeinschaft hier in Barmstedt. Ich habe nicht das Gefühl, nur eine Mitgliedsnummer zu sein, sondern Teil einer Gruppe, die streitet, lacht, diskutiert – und anpackt. Menschen, die sich mit Herzblut für unsere Stadt einsetzen, die nicht nur über Politik reden, sondern sie machen. Dieses Miteinander motiviert mich immer wieder aufs Neue und macht mein Engagement lebendig.
Das ist für mich der Kern – und das Scharfe.